Basic Vocal Chain
Vocal Mixing kann man in etwa mit Kochen vergleichen. Um ein gutes Ergebnis zu erhalten, gibt es einige Dinge zu beachten. In diesem Artikel wollen wir auf die grundlegenden Bearbeitungsschritte beim Vocal Mixing eingehen.
Perfekte Vocals – was gehört dazu?
Um bei der anschließenden Vocalbearbeitung die besten Ergebnisse zu erzielen, ist die Qualität der Aufnahme von entscheidender Bedeutung. Wie beim Kochen entscheidet die Qualität aller Zutaten über das Endergebnis. Unverzichtbar für eine gute Rohqualität deiner Gesangsaufnahmen ist und bleibt die Raumakustik. Ist der Raum zu klein, akustisch nicht ausreichend optimiert oder hast du das Mikrofon an der falschen Stelle positioniert, kann dies zu einem schlechten oder verwaschenen Gesamtsound führen. Der Grund dafür sind Reflexionen des Schalls, der bei der Aufnahme von Vocals entsteht und von den umgebenden Wänden und/oder Möbeln reflektiert wird. Diese Reflexionen können dazu führen, dass die Sprachaufnahme verwaschen oder muffig klingt.
Weitere wichtige Faktoren für eine gute Vocalaufnahme sind unter anderem das Mikrofon, die Verkabelung und die Wandler, mit denen deine Stimme aufgenommen wird. Wenn du also die Qualität deiner Vocals grundlegend verbessern möchtest, solltest du zunächst den Raum akustisch optimieren und ein passendes Mikrofon für deine Stimme auswählen. Je besser und auflösender das Mikrofon ist, desto wichtiger wird die Raumakustik.
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Vocal EQ und Editing – Säubern der Aufnahme
Zuerst editieren wir unsere aufgenommenen Vocals. Hierbei schneiden wir das Vorspiel vor der eigentlichen Aufnahme, sowie alle Plopps und Störgeräusche heraus. Alternativ kann man hier auch ein Vocal Gate verwenden, sofern die Störgeräusche einen ausreichenden Abstand zum Hauptsignal haben. Nur so kann das Gate richtig arbeiten.
Nach dem Editiren der aufgenommenen Audiospuren solltest du nun die tonale Korrektur der einzelnen Noten und Segmente vornehmen. Ein gutes Programm hierfür ist z.B. Melodyne. Dabei sollte es sich um eine rein tonale Korrektur der Intonation handeln. Auf kreative Effekte wie Autotune solltest du in diesem Schritt noch verzichten. Beim Vocal Tuning geht es in diesem Schritt darum, zunächst ungerade Töne zu korrigieren.
Als ersten Insert Effekt in die Vocalspur setzen wir einen Equalizer, indem wir mit einem Low-Cut bis maximal 12 dB pro Oktave Flankensteilheit setzen (klingt einfach natürlicher) und stellen diesen etwa zwischen 90 und 120 Hz ein. Damit filtern wir eventuell vorhandenen Trittschall oder ähnliche tieffrequente Geräusche aus unserer Aufnahme heraus.
Nun filtern wir mit schmalbandigen Notch-Filtern störende und disharmonische Resonanzfrequenzen (Tutorial zum Thema Resonanzfrequenzen filtern) heraus und alles, was nach unserem Geschmack den Klang verschlechtert. Haben wir mehrere Resonanzfrequenzen direkt nebeneinander oder eine sehr breitbandige Störfrequenz, z.B. im Bereich von 500 Hz, so solltest du auf jeden Fall versuchen, den Q-Faktor zu verringern, um die Störfrequenzen breitbandig abzusenken (dies klingt oft deutlich musikalischer als viele schmalbandige Absenkungen). Das Tuning aus dem vorherigen Schritt bekommt hier eine zusätzliche Bedeutung, da sich die Resonanzfrequenzen, durch die Tonhöhenkorrektur der Intonation, noch einmal verändern können. Würde man die Tonhöhenkorrektur nach der Bereinigung der Resonanzfrequenzen durchführen, könnten andere Frequenzen problematisch werden.
Das Mixing fällt dir noch schwer und du weißt nicht welche Entscheidungen die Richtigen sind?
Vocals komprimieren – bringe Druck in zu lasche Aufnahmen
Je nach Aufnahme und nach Verwendungszweck solltest du im nächsten Schritt einen Kompressor verwenden. Dieser soll dazu dienen denn Dynamikbereich deiner Aufnahme soweit einzuschränken, bist du den gewünschten Druck in deiner Aufnahme hast und sich die Aufnahme möglichst homogen anhört.
Pro Tipp: Verwende vor dem Kompressor einen Vocal Rider um mittels Lautstärkeautomation, die der Vocal Rider für dich vornimmt, vorhandene Pegelsprünge auszugleichen. Die sorgt dafür, dass die anschließende Kompression wesentlich geringer ausfallen wird und das Signal deutlich mehr ihrer natürlichen Klangcharakteristik behält.
Vocal Sound formen – Musikalischer Equalizer
Nachdem du das Signal komprimiert hast, ist der nächste Schritt der Equalizer. Hierbei spricht man vom musikalischen equalizing. Mit diesem Equalizer hebst du nun die Frequenzen an, die du betonen möchtest oder die anders klingen sollen.
Grundsätzlich gilt beim Einsatz eines Equalizers: Soll sich etwas besser anhören, so senke es ab. Soll sich etwas anders anhören, so hebe es an.
Spätestens jetzt wird es in den meisten Fällen Zeit für den Einsatz eines DeEssers oder wahlweise auch eines dynamischen Equalizers oder eines Multiband-Kompressors. Ob Du den DeEsser vor oder nach der Kompression einsetzt, lässt sich nicht konkret festlegen, sondern Du solltest immer ausprobieren, welches Ergebnis für Dich besser klingt.
Dein Mix ist fertig und du bist dir noch unsicher ob du alles richtig gemacht hast?
Vocal Effekte – Kreative Bearbeitung deiner Vocals
Jetzt kannst du kreative Effekte wie Reverb, Delay, Sättigung oder andere Effekte deiner Wahl einsetzen. Auch kreative Soundeffekte wie Autotune dürfen zum Einsatz kommen.
Wenn Du nun mehrere Vocalspuren in Deinem Projekt hast, empfiehlt es sich, diese auf einen Vocalbus oder eine Vocalgruppe zu routen. Hier kannst du durch eine weitere Kompression alle Stimmen miteinander verkleben, der sogenannte “Glue”. Hier können zudem kreativen Effekten wie Reverb und Delay zum Einsatz kommen.
Wenn du den Klang deiner gesamten Vocalspur noch etwas verändern möchtest, setze z.B. einen weitere Equalizer ein um Frequenzen anzuheben oder absenken.
Pro Tipp:
Achte bei jedem Einsatz eines Plugins darauf, dass Eingangs- und Ausgangspegel identisch sind. Nur so kannst du objektiv vergleichen, ob das Signal mit oder ohne deine Bearbeitung tatsächlich besser klingt.